Stimmen aus der GCS: Ato Teklu Tafesse, Director German Church School
Wir fragen nach und Mitarbeiter*innen, Schüler*innen und Student*innen der GCS antworten: „So erleben wir Corona in Äthiopien und in der German Church School …“. Heute: Ato Teklu Tafesse, Schulrektor der German Church School
Ato Teklu Tafesse leitet seit mehr als 20 Jahren die German Church School. Alle, die die German Church School besucht haben oder mit der GCS zu tun haben, kennen Ato Teklu. Nachfolgend der englische Orginaltext von Ato Teklu Tafesse, Übertragung von Barbara Reske. Und so sieht Ato Teklu die derzeitige Situation:
Melkam Edil (ME): How did your daily life/worklive change since corona related measures? Are there any chances as well?
Ato Teklu: Obviously, with every crisis come challenges and opportunities for some kind of transformation. It could also be a time of test of integrity and what as well as for whom we truly stand. It is time I personally learned that the students and parents as well as our dear ones need us more this time than ever. It takes a wise and tough decision at a time to be of some help or not to be while caring about one’s own safety and security. Changes in daily life and possible chances are:
• Avail myself and continue working from the office continuously every day and every hour and follow up of some pending works, maintenance and construction works inclusive,
• Reserved from nearly all other social commitments and this has helped me to stay focused and helped plan most of what we are currently doing,
• Nearly used to distancing and avoiding hand-shakes even if it appears awkward to some people.
ME: What do you fear?
Ato Teklu:
• My fear is that our people are rather supporting the spread of the virus by not listening to authorities and our medics. Life is like normal for most people and the chance is high that the virus is spreading silently. It is even more so in churches and market places with minor controls from those responsible.
• Thus there is a great fear of imminent and uncontrollable catastrophes, economic and social havoc if left unchecked by everyone responsible.
• I feel so uncomfortable when I get home with the fear that I bring the virus to our children who are staying at home because of the encounters during the day.
ME: What do you hope?
Ato Teklu:
• I hope we get out of it sometime soon regardless of the adverse effects of the pandemic.
• That our people get better awareness through time and become more on the supportive side than being a tool to escalate the problem.
• We surely learn a lasting lesson from “the new normal” including change in some parts of our life style, improved understanding of prevention and personal hygiene, social distancing, etc.
• Hope the vaccine or medicine will be found in the course of time.
ME: What is the next thing students / students´ families are in need for in near future?
Ato Teklu:
• The families of students may need food items if the situation does not show improvement, with special attention to those who are hard-hit by the effects of the pandemic.
• There will be a need for medical support, and other basic needs, primarily food items.
The students need further educational support as they do not benefit adequately from the home take exercises due to absence of the expected support from the part of the parents or guardians.
While writing this piece of script, I saw a student of grade six standing at my office door with his mother. They came to seek a supporting letter to the district administration office seeking permission to get their house maintained. The house is adjacent to a community latrine. She informed me that she was told by the district officials that her previous application is lost. Her intention is to get another application to put to the office but cannot be sure whether or not she gets the right response. Yet, I only promised that the GCS will render some social support of its capacity to help fix her house if she succeeds in securing the permission paper. Many similar or even worse cases could be faced along the way; most of it could be beyond the capacity of the GCS and involves direct intervention of other stakeholders and the government.
Melkam Edil (ME): Wie hat sich das tägliche Leben / Arbeitsleben seit den coronabedingten Einschränkungen geändert? Liegen darin möglicherweise auch Chancen?
Ato Teklu: Es ist offensichtlich so, dass jede Krise Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten mit sich bringt. Eine solche Zeit kann auch eine Zeit der Prüfung sein, und zwar in Bezug auf die Frage menschlicher Integrität und den Bereich dessen, wofür ein Mensch wirklich steht. Gegenwärtig, und das habe ich am eigenen Leib erfahren, ist es so, dass Schüler und ihre Eltern und auch unsere Familienangehörigen uns mehr brauchen als je sonst. Kluge und deutliche, auch harte Entscheidungen müssen jetzt getroffen werden, um, zumindest bis zu einem gewissen Grad, Hilfe leisten zu können. Es geht derzeit nicht darum, der eigenen Sicherheit und Gefahrenabwehr für sich selbst Priorität zu geben. Änderungen und mögliche Chancen Changes sind:
• Ich bin Ansprechpartner für alle. Jeden Tag bin ich in meinem Büro. Die anstehenden Arbeiten, auch Instandhaltung und Bauarbeiten, werden erledigt.
• Durch Verlagerung mancher Tätigkeit kann ich mich auf das konzentrieren, was wir gegenwärtig machen müssen.
• Fast habe ich mich daran gewöhnt, Abstand zu meinem jeweiligen Gesprächspartner einzuhalten und keine Hände zur Begrüßung zu schütteln, auch wenn dies für einige Mitmenschen immer noch merkwürdig anmutet.
ME: Was fürchtest Du?
Ato Teklu:
• Ich befürchte, dass unsere Bevölkerung nicht dem Rat der Behörden und des medizinischen Personals folgt und sich das Virus so weiter ausbreiten wird. Die Mehrheit unserer Bevölkerung geht dem Tagesgeschäft nach und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich das Virus so unbemerkt weiter verbreitet. Dies ist vor allem in Kirchen und auf Märkten der Fall, wo durch die Verantwortlichen kaum kontrolliert wird.
• Es gibt deutlich Anlass zu großer Sorge, dass eine unkontrollierbare Katastrophe unmittelbar bevorsteht, dass es zu einem wirtschaftlichen und sozialen Disaster kommt, wenn die Verantwortlichen ihre Aufgaben nicht richtig wahrnehmen.
• Wenn ich nach Hause komme, fühle ich mich nicht wirklich gut und freue mich nicht wie sonst, denn ich fürchte, dass ich das Virus nach Hause zu meinen Kindern, die zuhause sind, bringen könnte. Meine tägliche Arbeit bringt mich in viele potentiell infektiöse Situationen.
ME: Welche Hoffnungen hast Du?
Ato Teklu:
• Ich hoffe, dass diese Situation trotz momentan gegenläufiger Entwicklungen bald vorüber sein wird und dass unsere Bevölkerung mit der Zeit ein höheres Bewusstsein für die Pandemie bekommen wird. So werden die Menschen den Maßnahmen gegen die Pandemie nach und nach mehr folgen können anstatt zu einer Eskalation der Situation beizutragen.
• Wir lernen bestimmt langfristig durch die “neue Normalität”. Dabei wird sich unser Lebensstil ebenso ändern wie sich auch ein verbessertes Verständnis für Fragen von Prävention und persönlicher Hygiene, Maßnahmen zum Abstand-halten usw. herausbilden wird.
• Ich hoffe, dass es bald eine Impfung oder ein Medikament geben wird.
ME: Was brauchen die Schüler / die Familien der Schüler zeitnah
Ato Teklu:
• Die Familien der Schüler werden wohl Lebensmittel benötigen, wenn sich die Lage nicht bessert. Dabei werden die, die durch die Pandemie besonders hart betroffen sind, zusätzlich versorgt werden müssen.
Unterstützungsmaßnahmen im Bereich von Medizin sowie anderen Bereiche der Grundversorgung, in erster Linie Nahrungsmittel, werden notwendig sein. Außerdem brauchen die Schüler Unterstützung beim Lernen, denn sie profitieren nicht richtig von den Übungen und Aufgaben, die sie mit nach Hause nehmen. Der Grund dafür liegt darin, dass sie durch Eltern oder Erziehungsberechtigte nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, Unterstützung erhalten.
Während ich hier sitze und schreibe, ist ein Sechstklässler mit seiner Mutter zu meinem Büro gekommen. Sie brauchen für die Bezirksverwaltung einen Brief, der ihren Antrag auf notwendige Instandshaltungsarbeiten an ihrem Haus befürwortet. Das Haus grenzt an eine öffentliche Toilette. Die Mutter hat mir berichtet, dass ihr erster Antrag laut Nachricht seitens der Behörde verloren gegangen sei. Jetzt möchte die Mutter einen neuen Antrag stellen, ist sich aber nicht sicher in Bezug auf den zu erwartenden Bescheid. Nun, ich habe ihr zugesagt, dass die GCS entsprechend vorhandener Möglichkeiten soziale Unterstützung bei der Reparatur des Hauses gewähren könnte, wenn sie die Genehmigung durch die Behörde erhalten würde. Viele ähnliche oder schlimmere Fälle gibt es hier immer wieder. Die meisten übersteigen die Möglichkeiten der GCS; direkte Abhilfe müssen hier andere Ansprechpartner und die Regierung schaffen.