Soziale Lage

Äthiopien zählt zu den ärmsten Ländern der Welt Schätzungsweise 49 Prozent der Bevölkerung sind unterernährt, auch in „guten“ Erntejahren bleiben Millionen Äthiopier auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Ursachen des Hungers sind Dürre und Überschwemmungen, verschärft durch verbreitete Entwaldung und Erosion.

Der Waldbestand ging zwischen 1960 und 2012 von 37 auf drei Prozent der Fläche Äthiopiens zurück. Die Menschen in Äthiopien sind größtenteils Landwirte in Subsistenzwirtschaft. Bedingt durch das starke Bevölkerungswachstum jedoch war es ihnen nicht mehr möglich, ihre Familien von der verfügbaren Ackerfläche zu ernähren, was zu Rodungen geführt hat. Der Wald schützte das Land jedoch vor Bodenerosion, so dass langfristig gesehen ein noch größerer Verlust an Ackerfläche zu befürchten ist.

Ein Bevölkerungswachstum um zwei Millionen jährlich in den letzten zehn Jahren, aber auch der Verfall der Kaffeepreise führten 2003 zu einem Anstieg des Hungers in manchen Landesteilen. Während Dürreperioden früher in Abständen von 25 bis 30 Jahren auftraten, kommt es mittlerweile in Abständen von vier bis fünf Jahren zu Dürren.

Die Nahrungsmittelhilfe wird zumeist aus dem Ausland eingeführt, während Nahrungsmittel aus Gebieten mit Überschüssen in Äthiopien selbst wegen der mangelhaften Infrastruktur nur schwer in hungerbetroffene Landesteile transportiert werden können. Die Abhängigkeit von auswärtiger Hilfe und ihre problematischen Folgen tragen ebenfalls ihren Teil zum Hungerproblem bei und sollen mit längerfristig angelegten Entwicklungsstrategien der äthiopischen Regierung und internationaler Hilfsorganisationen verringert werden.

Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht der UNO, besitzt laut WHO und UNICEF nicht einmal jeder zweite äthiopische Bürger.

Kinderarbeit ist weit verbreitet: 58,1 Prozent der Jungen und 41,6 Prozent der Mädchen zwischen 5 und 14 Jahren arbeiten regelmäßig, die überwiegende Mehrheit (95 Prozent) in der familiären Landwirtschaft. In den großen Städten leben mehrere Hunderttausend Straßenkinder. Nach Angaben der Weltbank vom Dezember 2012 ermöglichte das starke Wirtschaftswachstum der vorhergegangenen fünf Jahre 2,5 Millionen Äthiopiern den Weg aus der Armut. Demnach sank die Armutsrate von 38,7 Prozent im Jahr 2004/05 auf 29,6 Prozent im Jahr 2010/11.

Ein signifikanter Teil der Bevölkerung lebt unter der absoluten Armutsgrenze (gemäß aktueller Weltbank-Daten vom Januar 2015 lebten im Jahr 2011 30,7 Prozent von weniger als 1,25 USD pro Tag, 2005 waren es noch 39,0 Prozent).

Der Außenhandel Äthiopiens besteht im Wesentlichen aus dem Export von Kaffee. Deutschland ist der größte Importeur von äthiopischem Kaffee. Äthiopien wurde als einem der afrikanischen Länder von dem Gruppe der Acht-Treffen im Jahre 2005 ein Großteil seiner Schulden erlassen. Außenwirtschaftlich bleibt das Land in Folge hoher Leistungs- und Handelsbilanzdefizite, einer starken Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten und niedriger Devisenreserven anfällig. Die äthiopischen Importe beliefen sich im Jahr 2016 auf 14,7 Milliarden US-Dollar; die Exporte erreichten einen Umfang von nur 2,4 Milliarden US-Dollar. Äthiopien leidet somit unter einem strukturellen Handelsbilanzdefizit, das sich im Jahr 2016 auf 12,3 Milliarden US-Dollar belief.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag im Jahr 2016 bei 795 US-Dollar, kaufkraftbereinigt bei 1.946 PPP-$. Äthiopien konnte im Zeitraum 2004 bis 2015 sehr hohe jährliche Wachstumsraten zwischen acht und zwölf Prozent des Bruttoinlandsproduktes erzielen. Dadurch konnten Fortschritte in der Armutsbekämpfung und beim Infrastruktur-Ausbau erreicht werden. Laut Weltbank lebten im Jahr 2000 noch 56 Prozent der Bevölkerung von weniger als $1,25, wohingegen im Jahr 2011 nur noch 31 Prozent ein Einkommen unterhalb dieser Schwelle erzielten. China ist Äthiopiens wichtigster Handels und Wirtschaftspartner und finanziert eine Reihe von Infrastrukturprojekten in dem Land.

Äthiopien wies im Jahr 2015 mit 10,2 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum der Welt auf.


Quellen:

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Äthiopien: Soziale Lage + Wirtschaft
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