Vielvölkerstaat
Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat mit 120 ethnischen Gruppen, deren Größe von mehreren Millionen bis zu wenigen Hundert reicht. Obwohl geographisch Afrika südlich der Sahara zugerechnet, sind große Teile des Landes in ihrer historischen und kulturellen Entwicklung stark von Einflüssen aus dem Nahen Osten geprägt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird das Land auf der politischen und kulturellen Ebene von den Amharen dominiert. Obwohl sie offiziell nur rund 27 Prozent der Bevölkerung stellen, ist das Amharische Amtssprache und vor allem in den Städten als Verkehrssprache weit verbreitet. Zusammen mit den Tigray, die etwa sechs Prozent der äthiopischen Bevölkerung ausmachen, siedelten sie traditionell als Bauern in den nördlichen Hochländern, dem Kernland des historischen äthiopischen Kaiserreichs. Amharen und Tigray können unter dem äthio-semitischen Begriff Habescha (Abessinier) zusammengefasst werden, beide Sprachen zählen zu den äthiosemitischen Sprachen. Zum überwiegenden Teil sind sie Anhänger der (christlichen) Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche.
Die zahlenmäßig größte Ethnie bilden die Oromo. Sie waren früher als „Galla“ bekannt, was auf Amharisch auch „heidnisch“ bzw. „nichtchristlich“ bedeutet; diese Bezeichnung gilt heute als abwertend und veraltet. Die Oromo leben im Süden, Osten und Westen des Landes und stellen offiziell 34 Prozent der Bevölkerung. Viele Oromo sind Muslime, es gibt aber auch äthiopisch-orthodoxe sowie protestantische Christen unter ihnen. Die Oromo gehören zur kuschitischen Sprachgruppe. Zu dieser gehören auch die Somali (6,2 Prozent) und Afar (1,7 Prozent) in den Tieflandgebieten im Osten des Landes, die Agau (verschiedene Untergruppen im nördlichen Hochland, zusammen mehr als 1 Prozent) sowie die Sidama (4 Prozent), Hadiyya (1,7 Prozent) und andere im südlichen Hochland.
Zur omotischen Sprachgruppe im Südwesten Äthiopiens gehören Wolaytta (2,3 Prozent), Gamo (1,5 Prozent), Kaffa (1,2 Prozent) und zahlreiche kleinere Gruppen. Im Westen des Landes leben in den Grenzgebieten zum Sudan und Südsudan auch kleinere Minderheiten, die nilo-saharanische Sprachen sprechen, wie die Berta (0,25 Prozent), Gumuz (0,22 Prozent), Anuak (0,12 Prozent), Nuer (0,2 Prozent) und Majangir (0,03 Prozent). Diese Volksgruppen leben zum Teil auch im Sudan bzw. Südsudan. Sie wurden früher von den Hochland-Äthiopiern abwertend Shanqella genannt. Sie sind meist von dunklerer Hautfarbe und gelten daher als Schwarzafrikaner, von denen sich die Hochlandbewohner abgrenzen.
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